Blogeinträge aus 2014

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10

Jan

2014

Eingeheizt

Übersicht des Kälteentzugs in 2013
Übersicht des Kälteentzugs in 2013. Die 9995 kWh sind der Gesamtentzug seit Inbetriebnahme.

Das Jahr 2013 liegt hinter uns und mit ihm der Erfassungszeitraum, um die Effizienz der Heizung im ersten Jahr bewerten zu können. Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember habe ich in regelmäßigen Abständen die Verbrauchswerte notiert. Nun stellen sich die Fragen: hat sich das Experiment "Grabenkollektor in Eigenleistung" wirklich gelohnt? Kann man mit einer Wärmepumpe und Erdwärme auch ohne teure Sondenbohrung ein Haus wirtschaftlich beheizen?

 

Kurz und knapp: ja und ja.

 

Bereits vor dem ersten Spatenstich haben wir uns viele Gedanken über das für uns richtige Heizsystem gemacht, was wir auch hier bereits etwas genauer beschrieben haben. Dort könnt ihr auch nachlesen, wie der Grabenkollektor aufgebaut ist und vor allem, dass die Heizungsauswahl ohne eine ausreichende Planung zum Glücksspiel werden kann.

 

Soviel noch einmal in Kürze: für die Auswahl der geeigneten Heizung ist der EnEV-Nachweis nicht geeignet. Hierzu muss eine Heizlast-Berechnung durchgeführt werden. Die sollte möglichst nicht vom Heizungsbauer/-verkäufer erstellt werden, da dieser zumindest potentiell die Heizlast auf ein von ihm bevorzugt zu verkaufendes Modell auslegen könnte.

 

Kommen wir nun direkt zu den Zahlen und Fakten insbesondere aus dem Zeitraum vom 01.01. bis zum 31.12.2013: 

 

Verbrauchswerte Heizung/Warmwasser:

 

Eingesetzte elektr. Energie*: 1.525 kWh
Erzeugte therm. Energie**: 7.124 kWh
Jahresarbeitszahl: 4,67
Kosten bei 0,24 Euro/kWh***: ~ 370,- Euro

 

* komplette WP inkl. Kompressor, Betriebsstrom, sowie Sole- und Heizungsumwälzpumpe

** Erfassung über integr. WMZ, Genauigkeit +/- 5%

*** Ökostrom-Tarif

 

Wir haben im gesamten Haus (mit Ausnahme des Kellers, der derzeit noch nicht beheizt auf 17-18° kommt) eine Temperatur von 20,5 - 21° C. Zusätzlich erfolgt die komplette Warmwasserbereitung über die Wärmepumpe. Die Wärmepumpe dient uns als alleiniger Wärmeerzeuger; es gibt also keinen Kaminofen, der z. B. in der Übergangszeit unterstützen würde.

 

Trotz eines Warmwasseranteils von überschlägig etwas über 30% konnten wir eine JAZ von beinahe 4,7 erreichen, das heißt, wir haben 2013 für eine kWh Wärme nur 5,1 Cent bezahlt. Ohne Warmwasser wäre eine JAZ von deutlich über 5 erreichbar gewesen. Viel wichtiger als die reine JAZ sind uns jedoch die tatsächlichen, effektiven Gesamtkosten, welche sich bei uns für 2013 auf ca. 370,- Euro belaufen.

 

Verbrauchswerte Kühlung:

 

Im Sommer haben wir in den zwei Monaten der Nutzung der passiven Kühlung*, welche uns Raumtemperaturen max. um die 23° C auch im Obergeschoss bei Außentemperaturen von über 30° C ermöglicht hat, Kosten in Höhe von ~ 11 Euro verbucht.

 

* Die passive Kühlung kühlt das Wasser aus dem Heizungsrohr direkt mit der kühleren Sole aus dem Erdreich herunter, also ohne Kompressorbetrieb und daher passiv.

 

Wärmequelle (Erdwärme):


Die Wärmequelle in Form der im Erdreich verlegten Rohre liefern bisher sehr gute Sole-Temperaturen. Die niedrigste bisher gesehene Eingangstemperatur der Sole liegt bei etwas über 3° C im Februar 2013. Dieses gute Ergebnis ist vermutlich auch auf den sehr hohen Wasseranteil im Boden durch das nahe Grundwasser zurückzuführen. Aktuell liegt die Sole-Eingangstemperatur, auch aufgrund des milden Januarverlaufs, noch immer bei über 6° C. Viele deutlich teurere Sondenbohrungen liefern ähnliche Werte.

 

Investitionskosten:

Die Kosten für die Erschließung der Erdwärmequelle liegen in der Größenordnung um die 2.000,- Euro. Darin enthalten sind die Materialkosten für Rohre (bei uns 2x 300m), die Sole-Flüssigkeit, der Verteiler, die Rohrdämmung sowie die Erdarbeiten. Die Verlegung der Rohre selbst erfolgte in Eigenleistung. Für die Wärmepumpe, welche einen 175l-Edelstahlspeicher beinhaltet, die nicht unbedingt notwendige Sole-Befüllstation, die Befüllung und die Inbetriebnahme haben wir circa 9.000,- Euro bezahlt. In Summe liegen wir damit für unsere Wärmepumpe inklusive dem Kollektor bei Investitionskosten von rund 11.000,- Euro. 

 

Alternativen:

 

Als Alternativen wären für uns Pellet-Heizung (zusätzliche erforderliche Lagerfläche für Pellets, Wartungskosten, regelmäßige Reinigung, Schornsteinfeger, hoher Invest) und Flüssiggasheizung (Anschaffung eines Erdtanks mit regelmäßigen TÜV-Kontrollen, Wartungskosten, höhere Kosten für Flüssiggas im Vergleich zu Erdgas) in Frage gekommen. Zum einen wollten wir aber keine fossilen Energieträger verbrennen, zum anderen ist uns aber auch eine Feuerstelle bzw. brennbares oder gar explosives Material im Haus einfach nicht ganz geheuer. 

 

Eine weitere Alternative wäre die Luft/Wasser-Wärmepumpe gewesen, welche neben einem schlechteren COP und damit höheren Kosten auch zu Lärmbelästigungen bei Nachbarn hätte führen können. 

 

Im Übrigen ist an dieser Stelle zwischen einer Luft/Wasser-Wärmepumpe und einer Luft/Luft-Wärmepumpe zu unterscheiden. Beide nutzen zwar die Luft als Wärmequelle, letztere nutzt aber anstelle von Wasser auch die Luft als Energieträger, was wegen der geringeren Wärmekapazität im Vergleich zu Wasser nur bei extrem gut gedämmten Häusern nahe Passivhaus-Standard einigermaßen sinnvoll einsetzbar ist. Hier bitte besondere Vorsicht walten lassen und sich nicht vorschnell eine Luft/Luft-Wärmepumpe verkaufen lassen, die Rahmenbedingungen sind dafür ganz besonders.

 

Wärmeabgabsysteme:

Natürlich gehört zu einer Wärmequelle auch eine geeignete Wärmesenke, weshalb wir uns für Fußbodenheizung (FBH) und zudem für Fliesen als Belag entschieden haben. Fliesen deswegen, da diese im Vergleich zu Laminat bzw. Parkett oder Kork die Wärme deutlich effizienter an den Raum abgeben können. Nachteil bei Fliesen ist bei vielen die gerade in der Übergangszeit niedriger empfundene Oberflächentemperatur, was uns persönlich aber nicht negativ stört.

 

Die FBH muss außerdem hydraulisch an eine Wärmepumpe angepasst sein, was sich aber komplizierter anhört, als es ist. Sehr vereinfacht ausgedrückt ist es etwas mehr Rohr, ein etwas größerer Rohrdurchmesser sowie eine etwas engere Verlegung. Die Verlegung sollte im Vorfeld ebenso wie die Heizlast berechnet werden. Den Abschluss bildet die Durchführung des hydraulischen Abgleichs, der jedoch unabhängig vom Heizsystem obligatorisch ist.

 

Um an dieser Stelle auch noch mit einem Märchen aus der Vergangenheit aufzuräumen: eine FBH in einem aktuellen Neubau hat richtig ausgelegt keine besonders hohen Oberflächentemperaturen. Wer also Angst vor zu warmen oder "schweren" Füßen hat, den kann ich beruhigen. Im Vergleich zu früher, wo die Wärmepumpe mit Vorlauf-Temperaturen von bis zu 50° C betrieben wurden, fließen heute im Auslegungsfall (also zur kältesten Außentemperatur) max. 30 - 35° C hindurch, was die Oberfläche gerade mal auf 23 - 28° C erwärmt.

 

Fazit:

 

Wir sind sehr zufrieden mit unserer Wärmepumpe und unserer Entscheidung. Wir können andere nur ermutigen, sich zumindest einmal Gedanken darüber zu machen, ob so ein alternatives Heizkonzept, also Wärmepumpe mit selbst verlegtem Grabenkollektor, in Frage kommt. 

 

Wichtiger Hinweis:

 

Es ist unbedingt zu berücksichtigen, dass dies lediglich unsere Erfahrungen in diesem speziellen Rahmen sind und diese nicht ohne Weiteres auf andere Häuser adaptiert werden können. Ein anderer Standort, eine andere Hausgröße, andere gewünschte Raumtemperaturen oder im Falle von Erdwärme ein anderer Boden bzw. eine andere verfügbare Bodenfläche können die Überlegungen in eine ganz andere Richtung führen.

 

Daher auch mein vielleicht wichtigster Tipp:

 

Es ist aus meiner Sicht unbedingt erforderlich, dass ihr euch intensiv mit dem Thema Heizung und den verschiedenen Varianten auseinandersetzt, wenn euch ein effizientes Heizsystem und damit niedrige Verbrauchskosten wichtig sind. Wer nämlich darauf hofft, dass der Installateur/Bauträger die Heizung, egal ob Wärmepumpe, Pellets, Gas usw. optimal auf das eigene Objekt sowie die vorliegenden Bedingungen einstellt, der irrt leider häufig.

 

Auch wenn es löbliche Ausnahmen gibt, so werden oftmals die installierten Geräte in der selten passenden Werkseinstellung belassen oder es werden schlimmstenfalls sogar unsinnige Einstellungen wie eine zu hohe Heizkurve gewählt, um Fehler z. B. in der Hydraulik auszugleichen. Die Zeche zahlt letztlich der Betreiber, also ihr mit vermeidbar hohen Verbräuchen.

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